Tagebuch: Fotoprojekt in Rwamwanja

Tag 1 - Anreise - Montag, 18.04.2016

Von Kampala ging es mit dem Bus nach Fort Portal. Davor musste ich allerdings noch zum Chemikalien-Laden um die Sachen für das Seifenprojekt zu besorgen, die ich Gestern nicht mehr besorgen konnte, da der Laden geschlossen hatte. Wir wollen den Jugendlichen auch beibringen Flüssigseife herzustellen, damit sie diese einerseits selbst für bessere Hygiene benutzen können, andererseits verkaufen und damit etwas Geld machen können. 

Leider saß ich danach in einem sehr leeren Bus und musste noch eine ganze weile warten bis dieser voll war und los fuhr. In Fort Portal traf ich Meret und Janosh mit denen ich das Fotoprojekt durchführen werde.  

Von Fort Portal ging es mit einem als Gemeinschafts-Taxi genutzten Auto in dem wir zu Höchstzeiten zu acht saßen nach Rwamwanja. Dort kamen wir erst im dunkeln an und sahen deswegen noch nicht sehr viel vom Camp. Der erste Eindruck zeigte ein Kleinstädtchen, das sich nicht unbedingt von anderen Ugandischen Kleinstädtchen unterschied, außer das viele Internationale Hilfsorganisationen ein Quatier hier haben. 

 

Wir checkten im Hotel ein, aßen etwas und gingen schlafen.

Tag 2 - Introduction - Dienstag, 19

Heute sollten wir eigentlich um zehn Uhr in der Rot Kreuz Branch sein, um das Team dort kennen zu lernen, damit wir mit ihnen besprechen könnten, wie die nächsten Wochen ablaufen sollten und damit diese uns im Camp herum führen könnten. 

Allerdings war die Branch mit einer Familienzusammenführung beschäftigt und so konnten wir uns erst am späten Vormittag treffen. Das taten wir dann auch. Die Branchmitglieder sind alle sehr nett und hilfsbereit. Nachdem wir den ‚General‘ des Camps kennengelernt und uns bei ihm vorgestellt hatten besprachen wir mit den Rot Kreuz Mitgliedern das Vorgehen für die nächsten Tage zu besprechen. Wir entschlossen uns dazu, sechs Kinder aus dem Erstaufnahme-Lager, sechs Kinder aus der Station für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, drei von einer Jugendgruppe und fünf weitere aus den von Flüchtlingen gegründeten Dörfern in der Umgebung auszuwählen. 

Diese werden wir morgen auswählen (lassen) und wir wollen uns übermorgen erstmalig alle zusammen treffen. 

 

Nach der Besprechung ging es in das Erstaufnahme-Lager, in dem heute neue Flüchtlinge ankamen. Wir trafen dort auch den, der für uns die Kinder im Erstaufnahme-Lager auswählen wird und besprachen uns mit ihm. Danach ging es auch schon zurück ins Hotel.

 

Tag 3: Rundgang und Vorbereitung -Mittwoch,20.04.16

Wir trafen uns heute um neun Uhr in der Rot Kreuz Branch um die Besichtigung des Lagers und die Auswahl der Kamerakids zu beginnen. Wir liehen uns zwei Boda`s (Motorräder), die Wilfred, der Branchfreiwillige und ich fuhren. Wir fuhren zuerst zum Erstaufnahme Lager. Der Verantwortliche von uns hatte bereits sechs Kinder für das Projekt ausgewählt. Allerdings kann man kaum von Kindern sprechen. Die Ausgewählten sind zwischen 15 und 23 Jahre alt und damit die ältesten Teilnehmer des Projektes. Es sind drei Albinos und drei Schwarze. Die Albinos halten sich über längere Zeit im Erstaufnahme-Lager auf, da sie auch im restlichen Lager Angriffen ausgesetzt sind und nur dort sicher sind. 

Nach dem Lager ging es in die Schule die uns einen Raum für das Projekt stellt. Wir besprachen uns mit ihm und sagten ihm, dass wir morgen Abend zum ersten mal den Raum benötigen. Denn morgen findet das erste Treffen mit allen Teilnehmern statt.

Nun ging es weiter zu den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Dort wählten wir sechs Kinder im alter zwischen 10 und 16 Jahren aus. Man muss sagen das es uns allen am schwersten fiel eine Auswahl zu treffen. Am liebsten würde man alle Kinder auswählen. Doch erstens ist die Anzahl der Kameras begrenzt und zweitens würde es mit zu vielen Kindern zu unübersichtlich und damit zu schwer ihnen das fotografieren bei zu bringen und ihre Fotoergebnisse ein zu sammeln.

Von den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ging es weiter zu einem Treffen von Jugendlichen bei dem wir zwar keine Teilnehmer auswählen konnten, aber jemanden beauftragen konnten uns bis Morgen vier Mädels im alter von 13-16 auszuwählen. 

Danach steuerten wir ein Dorf an, in dem wir die letzten vier Teilnehmer unseres Projektes auswählten. 

 

Nachdem diese Auswahl getroffen war neigte sich unser langer und anstrengender Tag zu ende, der mir übrigens auch einen nicht zu verachtenden Sonnenbrand auf dem Armen vom vielen Boda beschert hatte. Insgesamt war es allerdings ein sehr schöner und interessanter Tag. Interessant da ich viel sah und über das Lager lernte, schön da wir viele nette und offene Leute trafen. 

 

Tag 4: Anfänge - Donnerstag, 21.04.2016

Heute war der erste Tag, an dem die Kinder die Kameras in die Hand bekommen haben. Es war sehr schön, allerdings sind auch einige Probleme aufgetreten. Doch alles von Anfang an:

Es ging heute sehr früh raus für mich, da ich mit einem des Rot Kreuzes hier in den nächst größeren Ort fuhr um Geld abzuheben. Wir saßen hin und zurück drei und halb Stunden auf dem Boda und insgesamt war das eher anstrengend. 

Den Rest des Morgens und Mittags verbrachten wir im Hotel um die Kameras zu sortieren und aufzuladen. Leider stellte sich heraus, das einige von den von uns mitgebrachten Kameras leider nicht funktionierten. Bei einigen entlud sich der Akku sehr schnell, andere gingen gar nicht erst an oder hatten keinen SD-Karten sondern einen anderen Steckplatz. 

Um kurz nach Vier brachen wir dann auf zur Schule, in der wir den Raum für das Fotoprojekt reserviert hatten. Um kurz vor halb sechs waren all unsere zwanzig Teilnehmer beisammen. Und sogar noch mehr. Da wir aber durch die technischen Schwierigkeiten schon so knapp an Kameras waren konnten wir das Projekt wirklich nur mit zwanzig Teilnehmern durchführen und wir mussten den Rest bitten den Raum zu verlassen. 

Nun konnten wir mit der Vorstellung beginnen. Jeder Teilnehmer sollte seinen Namen, sein Alter und seine Herkunft nennen. Während der Vorstellung wurde uns klar, wie unterschiedlich die Teilnehmer des Projektes sind. Vom zehn jährigen unbegleiteten Flüchtling bis zur 18 jährigen Smartphone tippenden Jugendlichen (Ja, auch in Uganda gibt es die berüchtigten Flüchtlinge mit Smartphone:D) ist wirklich alles dabei. 

 

Nach der Vorstellungsrunde bekam jeder eine Kamera und jeder lernte die Kamera anzuschalten, ein Foto zu machen und diese Fotos anzuschauen. Leider traten auch dabei technische Probleme auf. So gingen zwei Kameras einfach nicht mehr an und eine erkannte die SD-Karte nicht. Da wir nur eine Ersatzkamera dabei haben musste ich meine eigene Kamera an einen Verleihen und hatte trotzdem noch nicht genug für alle Teilnehmer. Hoffentlich schaffen wir es die Kameras zu reparieren, damit wir morgen wieder alle mit Kameras ausstatten können. 

 

Tag 5: Verloren - Freitag, 22.04.2016

Heute Morgen hatten wir nichts zu tun und so konnte ich meinen Gestern verpassten Schlaf erst einmal nachholen. Nach dem aufstehen kümmerte ich mich um die kaputten Kameras und brachte die meisten von ihnen wieder zum laufen. 

Nachmittags gingen wir in ein Youth Center in dem János ab nächster Woche einen Computer Kurs geben wird und mit dem wir zusammen das Flüssig-Seifen Projekt umsetzten. Nach der Besprechung und einem verspäteten Mittagessen machten wir uns auf den Weg zum Kameraprojekt.

Nach einem Begrüßungsspiel (Verknoten) bekam jeder seine Kamera und erhielt die Aufgabe jeweils ein Portrait, ein Menschen als ganzes und ein Gruppenfoto zu schießen. Dies klappte sehr gut und machte großen Spaß. 

Beim Kameras wieder einsammeln merkten wir allerdings, dass drei Kameras fehlten. Jemand musste sich in den Klassenraum geschlichen haben und die Kameras der zwei fehlenden Kinder und die Ersatzkamera geklaut haben während wir draußen mit dem Fotografieren beschäftigt waren. 

 

Wir bekamen von einigen Kindern Beobachtungen zu dem Fall geschildert und haben nun einen Verdacht. Also ist wenigstens ein bisschen Hoffnung. Trotz des unguten Endes war es ein sehr erfolgreicher Tag. Es macht sehr viel Spaß mit den Kindern zusammen zu arbeiten. 

 

Tag 6: Wiedergefunden/Fotowalk - Samstag, 23.04.2016

Heute Morgen schliefen wir wieder etwas länger und kümmerten uns dann um die Kameras. Wir luden die Leeren und versuchten so viele der kaputten zum laufen zu kriegen um die verlorenen Kameras zu ersetzen. 

Doch als wir dann um zwei Uhr zu den Kamerakids fuhren erwartete uns eine freudige Überraschung: Die geklauten Kameras waren wieder da! Einer der unbegleiteten Flüchtlingen hatte einen anderen Jungen mit den Kameras erwischt und einen Polizisten geholt. Nun haben wir wieder alle Kameras und sind unglaublich froh darüber.

Nun konnten wir das heutige Program mit vollzähligen Kameras starten. Wir brachten den Kindern bei wie man zoomen kann, wie man Bilder löscht und stellten alle Kameras in die gewünschte Sprache um. Dabei konnten wir aber Wünsche wie Kinuarwanda und Swahili leider nicht erfüllen da die Kameras nur Englisch oder Französisch anbieten. 

 

Danach forderten wir die Kinder auf, Bilder aus verschiedenen Perspektiven wie zum Beispiel der Frosch- oder Vogelperspektive aufzunehmen. Dafür unternahmen wir mit den Kindern einen kleinen Fotowalk während Meret mit 1/2 Kindern zurückblieb um diese zu interviewen. Der Spaziergang hat sehr großen Spaß gemacht und ich freue mich schon sehr, gleich die Ergebnisse davon zu begutachten. Morgen treffen wir einmal nicht die Fotokids sondern führen das Seifenprojekt mit dem Jugendhaus durch.

 

Tag 7: Seifensonntag - Sonntag, 24.04.2016

Auch Heute Morgen schliefen wir etwas länger und kümmerten uns um die Kameras. Am Nachmittag ging es dann zum Jugendzentrum um das Seifenprojekt durchzuführen.  

Wir hatten ca 60 Jugendliche geladen, da wir Material für 30 Liter Seife hatten und wir jedem Jugendlichen ungefähr einen halben Liter der fertigen Seife geben können.

Die eigentliche Idee hinter dem Seifenprojekt ist, das die Gruppe die Seife verkauft um mit dem verdienten Geld einerseits neue Zutaten für die Herstellung neuer Seife kaufen kann und andererseits einen kleinen Gewinn für die Gruppenmitglieder oder für andere Aktivitäten der Gruppe erwirtschaften. 

Da ich der einzige von uns war, der wusste wie man Flüssigseife herstellt, und ich die zwei anderen leider eingelernt hatte war das heute hauptsächlich meine Aufgabe. Ich hatte noch nie so viel Seife hergestellt und auch noch nie den ganzen Prozess alleine vorgestellt. Außerdem fehlten uns Dinge wie ein Messbecher, doch dank der Hilfe von János, der mir mit Hilfe einer Wasserflasche und einem Krug ein ziemlich guten Messbecher herstellte klappte alles sehr gut. 

 

Es war ein sehr erfolgreicher Tag und ich hoffe, das sich die Jugendlichen soweit organisieren können, damit sie das Projekt auch selbstständig weiterführen können. Habe darin aber eigentlich auch recht großes Vertrauen. 

 

Tag 8-10: Die Zweite Woche -                                             Montag, 25. - MITTWOCH, 27.04.2016

Ich bin mittlerweile wieder in Kumi und erzähle das ganze nun im Nachhinein. Leider ging es mir die letzten Tage nicht so besonders und ich habe deswegen keinen Tagebucheintrag schreiben können. Am Montag wachte ich nämlich nach einer urplötzlich mit Fieber statt Schlaf verbrachten Nacht auf. Ich holte am Vormittag erstmal den verpassten Schlaf auf und ging am Nachmittag in zwei verschiedene Kliniken - eine Private und eine Öffentliche - in denen ich beides mal mikroskopisch (das zuverlässigere Verfahren) negativ auf Malaria getestet wurde. Ich dachte mir nicht groß etwas dabei und zeitgleich sank auch das Fieber und ich schlief die nächste Nacht besser. 

Am darauffolgenden Tag ging es mir auch besser. Tagsüber ruhte ich mich aus und Abends ging es sogar zum Fotoprojekt. Ich schoss Portraits von allen Kindern, die wir Planen auf die Website die-welt-aus-meinen-augen.de zu stellen. In der folgenden Nacht ging es mir leider wieder viel schlechter, wobei sich zum Fieber noch Durchfall gesellte. 

Als ich dann am nächsten Morgen noch mals in die Klinik ging war das Testergebnis auf einmal positiv. Ich hatte es mir schon die ganze Zeit gedacht. Aber nun konnte ich richtig behandelt werden. 

Es ging mir zwar nicht besonders gut aber da es mein letzter Tag in Rwamwanja war wollte ich die Fotokids trotzdem noch ein letztes mal sehen. An diesem Tag durften sich die Jugendlichen selbst aussuchen, was sie lernen wollten. Während Meret mit einigen los ging um sich in der Tierfotografie zu üben brachte ich einigen anderen bei wie man am besten Passbilder schießt. 

 

Am Ende gab es noch eine große Fotosession bei der die Teilnehmer ein letztes Bild mit mir ergatterten und ich musste einigen noch mein Facebook-Namen oder meine WhatsApp-Nummer verraten. Auch Tränen wurden vergossen. es war insgesamt ein sehr trauriger aber auch schöner Abschied. Ich bin gespannt, wie Meret und János das Projekt weiter führen und freue mich darauf, die Endergebnisse zu sehen. Des weiteren mache ich mich jetzt an die Bearbeitung der Fotos und werde mich am Ende des Projekts daran machen, das Buch zu gestalten.

Die Fotogruppe als ganzes als Abschluss, doch auch so ist das Projekt noch nicht vorbei.
Die Fotogruppe als ganzes als Abschluss, doch auch so ist das Projekt noch nicht vorbei.

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